Euregio: Anforderungen an den Einkauf steigen
Motto des 4. Euregio Purchasing Congress (EPC) in Maastricht war in diesem Jahr „Local statt global. Industrie hat in der Euregio Zukunft“.
Rund 100 Einkaufs-, Supply Chain- und Logistikmanager kamen am 01.10.2015 auf Einladung der drei Partnerorganisationen Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME Region Aachen), Vereniging voor Inkoop en Bedrijfslogistiek (VIB Belgien) und Nederlandse Vereniging voor Inkoop Management (NEVI Niederlande) in die Aula der Universität Maastricht. Auf der vierstündigen englischsprachigen Fachveranstaltung wurden ihnen in mehreren Impulsvorträgen die Beschaffungspotenziale der Euregio im Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande vorgestellt.
„Global Sourcing bietet hiesigen Firmen zwar enorme Absatzmöglichkeiten und Kostenvorteile, führt andererseits aber zu einer Vielzahl von Problemen. Fremde Kulturen, Sprachbarrieren und unsichere politische Rahmenbedingungen schmälern den unternehmerischen Erfolg“, sagte Frank Rozemeijer, Professor für Einkauf und Supply Management an der Universität Maastricht. Er plädiere deshalb dafür, die Vorteile des Local Sourcing mit den Vorzügen der globalen Beschaffung zu vereinen.
„Die Euregio mit ihren rund 3,9 Millionen Einwohnern und 1,7 Millionen Beschäftigen braucht den Wettbewerb mit anderen konkurrierenden Wirtschaftsstandorten in Europa nicht zu fürchten. Einkäufer und Lieferanten finden hier eine intakte Infrastruktur, gut ausgebaute Verkehrswege und eine Vielzahl zukunftsfähiger Industrien und Zulieferbetriebe vor“, betonte Hans Kasper, Professor für Marketing an der Universität Maastricht. Nur wenige Autominuten voneinander entfernt, könnten sich Einkäufer und Lieferanten aus Maastricht, Lüttich oder Aachen zu Geschäftsanbahnungen treffen. Es gebe aber auch negative Entwicklungen, auf die Euregio konkrete Antworten finden müsse. Kasper verwies hierbei auf die sinkenden Bevölkerungszahlen. Die Region hoffe, den Abwärtstrend durch Zuwachs von Flüchtlingen sowie ausländischen Studenten und Fachkräften zumindest stoppen zu können.
„Euregio bietet die Chance für grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Wir unterstützen die Firmen aber nicht nur bei Geschäftsanbahnungen im Dreiländereck, sondern helfen ihnen auch, die Potenziale ausländischer Beschaffungsmärkte gemeinsam zu heben“, sagte Sarah Morgenstern, Mitarbeiterin im Bereich International, Verkehr und Handel in der IHK Aachen.
„Absatzplanung, Bestandscontrolling und ein effektives Beschaffungsmanagement sind wichtige Erfolgsfaktoren. Wir bieten insbesondere Einkäufern maßgeschneiderte Software-Lösungen, damit sie ihre Lieferketten straffen und neue Sourcingpotenziale heben können“, sagte Adrian Weiler, CEO der Inform GmbH, Aachen. So enthalte beispielsweise ein spezielles Modul alle für den Einkäufer relevanten Daten, um seine Bestände gering zu halten. Damit lassen sich verlässliche Bedarfsprognosen errechnen. Die Absatzplanung ermögliche einen Blick in die Zukunft. Somit verfüge der Beschaffer über ausreichende Informationen, um die Bedarfssituation einschätzen zu können. Die Systeme des mehr als 500 Mitarbeiter zählenden IT-Dienstleisters werden heute weltweit in verschiedensten Branchen für die Optimierung der Produktions- und Geschäftsabläufe eingesetzt.
„Die steigenden Anforderungen an das Procurement machen auch vor der Euregio nicht Halt. Heute ist ein neuer Einkäufertyp gefragt, der mehr kann, als nur beschaffen“, so Manu Matthyssens, Gründer und Managing Partner der belgischen Beratungsgesellschaft Solvint. Das Berufsbild des Einkäufers verlagere sich immer mehr hin zum Supply Chain Manager. Er begrenze Risiken, passe Beschaffungsstrategien den sich schnell ändernden Marktbedingungen an und optimiere sein Lieferantennetzwerk. Das heiße aber nicht, dass erfolgreiche Einkäufer alles können müssten. „Um sich den Rücken für das Kerngeschäft freizuhalten, sollten sie mehr delegieren und den einen oder anderen Prozess von Dienstleistern erledigen lassen“, fügte Matthyssens hinzu.
„Wir freuen uns, dass in diesem Jahr nicht nur 40 Mitglieder aus unserer Region mit dabei waren, sondern auch 20 Young Professionals von der Fachhochschule Aachen am Meinungs- und Erfahrungsaustausch in Maastricht teilnahmen“, sagte Hardy Creutz, Vorstandsvorsitzender der BME-Region Aachen. Creutz zufolge unternehme die Euregio enorme Anstrengungen, um ihre Attraktivität weiter zu erhöhen. So soll die Anbindung des Hinterlandes an die Häfen in Antwerpen und Rotterdam verbessert werden. In der Aachener Region laufen Überlegungen, dafür ein Logistikzentrum aufzubauen. Zudem sollen stillgelegte Eisenbahnstrecken reaktiviert werden.
Bereits zum vierten Mal trafen sich Einkäufer aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden zum Euregio Purchasing Congress in Maastricht. Mitinitiator des alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltungsformats ist die BME-Region Aachen. Gemeinsam mit ihren Partnerverbänden VIB und NEVI hatte sie im Frühjahr 2009 erstmals zur Fachtagung in die Aula der Universität Maastricht eingeladen. Der 5. Euregio Purchasing Congress findet im Herbst 2017 statt.
Quelle: Frank Rösch, BMEBildergalerie
1. Oktober 2015
4. EPC in Maastricht
Rund 100 Einkaufs-, Supply Chain- und Logistikmanager kamen am 01.10.2015 auf Einladung der drei Partnerorganisationen Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME Region Aachen), Vereniging voor Inkoop en Bedrijfslogistiek (VIB Belgien) und Nederlandse Vereniging voor Inkoop Management (NEVI Niederlande) in die Aula der Universität Maastricht. Auf der vierstündigen englischsprachigen Fachveranstaltung wurden ihnen in mehreren Impulsvorträgen die Beschaffungspotenziale der Euroregion im Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande vorgestellt.
Fotos: Frank Rösch / BME